Pyrotechnik?

Wir haben im Verlauf dieser Hinrunde Fans und Fanclubs aufgefordert – im pubLiC und auf diesem Blog – auf den Einsatz von Pyrotechnik zu verzichten. Darüber hinaus haben wir viele Gespräche geführt, damit Pyrointeressierte bei verschiedenen Auswärtsspielen das Abbrennen von Pyrotechnik unterlassen. Gleichzeitig haben wir immer angekündigt, Ideen und Konzepte zu entwickeln, die erst später detailliert bekannt gegeben werden könnten. Nun ist diese Zeit gekommen. Lokal Crew und Boys Bielefeld haben in Zusammenarbeit mit dem AFC Dachverband in den vergangenen Wochen ein Konzept erarbeitet, um eine Genehmigung für ein legales Abbrennen von Pyrotechnik beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC am 33. Spieltag (08.05.2011) zu erhalten. Diese Pyrotechnik umfasste 20 Bengalen im Innenraum vor der Südtribüne, einhergehend mit einer großen Choreographie, die aktuell erstellt wird. Um unsere Gespräche nicht zu gefährden, baten wir vorerst auf den Einsatz bengalischer Feuerwerke oder Rauchtöpfe zu verzichten. Das Konzept wurde verschriftlicht und beantwortete auf zehn Seiten Fragen zu Ausgangslage, Initiatoren, Motivation, Beispieldokumentationen sowie Ablauf und Sicherheit. Das Konzept wurde sowohl den Vereinsverantwortlichen als auch den Behörden Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt ausgehändigt. Der Termin zur persönlichen Präsentation wurde gewährt, verlief aber negativ. Unser Antrag wurde trotz Unterstützung der Faninstitutionen Fan-Projekt Bielefeld e.V. und Arminia Supporters Club abgelehnt.
Festzuhalten bleibt, dass sich der Verein mit Fanbeauftragten, Sicherheitsbeauftragtem, Veranstaltungsleiter und Geschäftsführer wahrlich kooperativ zeigte und unserem Anliegen gerne entsprochen hätte. Die Behörden bescheinigten uns eine sehr intensive, gewissenhafte und detaillierte Konzeption, wollten den Einsatz von Pyrotechnik aber keinesfalls genehmigen. Die Feuerwehr begründete ihre Ablehnung mit der unvorhersehbaren Rauchentwicklung und möglichen toxischen Dämpfen, die Polizei sah eine Anzeigepflicht bei der Anwendung der „Seenothandfackeln“, da der Zweck in der Art der Veranstaltung nicht gegeben sei. Unser rechtliches Verständnis besagt weiterhin, dass kein Richter der Welt Besitz und Abbrennen von Material der pyrotechnischen Produktklasse T1 strafrechtlich verfolgt. Unser ideelles Verständnis besagt weiterhin, dass Pyrotechnik ein lebendiges und farbenfrohes Stilmittel der Fankultur ist. Unser Selbstbewusstsein besagt weiterhin, dass dieses Konzept absolut genehmigungsfähig war. Die vom Ordnungsamt vorgeschlagene Alternative der Theaterfackeln kam nicht in Frage. Das wäre ein fauler Kompromiss gewesen, da die Effekte viel geringer sind, der finanzielle Aufwand für Fußballfans viel zu hoch ist und dieses Material nicht zu der von uns gewünschten Pyrotechnik gehört. Unser offener Weg mit dem Bemühen um Legitimierung war leider nicht erfolgreich. Im Anhang dieses Artikels stellen wir euch das vorgelegte Konzept und die Präsentation samt unserer Ansichten zur Verfügung. Bildet euch doch bitte eine eigene Meinung dazu. Wir glauben alle zweifelnden Fragen beantwortet zu haben, wir glauben alles vorbereitet zu haben, um Verein und Behörden unseren Weg mit Pyrotechnik aufzuzeigen. Gesprächsbereitschaft dieser Herren nutzt dann wenig. Es nutzt auch ihr Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit wenig, wenn es trotz all unserer Vorkehrungen und Überlegungen ihnen nicht gelingt, uns Fans Pyrotechnik zu ermöglichen und unseren offenen Weg zu begleiten.
Auch bei einem positiven Beschluss der Sicherheitsorgane hätte der DFB eine Zustimmung erteilen müssen; das sei der Fairness halber angemerkt. Umso enttäuschender ist dennoch, dass wir schon in Schritt eins unserer Bemühungen zum Scheitern verurteilt waren. Wir sind wahrlich nicht die Einzigen, die in Absprache mit Behörden und Verein um einen für alle Beteiligten vernünftigen Einsatz von Pyrotechnik werben. In Chemnitz und Würzburg gab es vergleichbare Konzepte bereits im letzten Jahr, auch andere Szenen basteln aktuell an solchen Modellen. Die von uns unterstützte Initiative „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ möchte als Urheber eines Konzeptes mit dem DFB gemeinsam eine Regelung finden, mit der legales Abbrennen von Pyrotechnik in Stadien möglich ist, während zugleich die Sicherheit aller Zuschauer und Beteiligter im Vordergrund steht. Wir meinen: unter bestimmten Auflagen ist ein Abbrennen von Pyrotechnik, wie es früher toleriert wurde, umsetzbar. Für dieses legale Abbrennen könnte es deutschlandweit einen Konsens auf Basis dieses Konzeptes geben.

Deutschlandweit gab es viele erfolgreiche, fein anzuschauende Einsätze von Pyrotechnik. Mit dieser massiven Fokussierung wird versucht, ein Umdenken anzuregen und aufzuzeigen, dass ein verantwortungsvoller Umgang sehr wohl möglich ist. Der Bielefelder Ansatz, uns zunächst um Selbstregulierung und Absprachen zu bemühen, scheint gescheitert. Ein Fehler war es sicherlich nicht. „Den Versuch war’s wert“. Die drei Taler zahlen wir ins pyromanische Phrasenschwein und verbleiben soweit mit schwarz-weiß-blauen Grüßen.

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HIER gibt’s das Konzept.

HIER könnt ihr euch unsere Präsentation (6.20MB) herunterladen!